Die private Altersvorsorge ist in aller Munde. Landauf, landab wird gespart und angelegt. Doch bei einem Blick hinter die Kulissen sollte einem eigentlich eher Angst und Bange werden…
Wohin man schaut – geworben wird mit Zinsen und Renditen, gelegentlich ausgestaltet mit Steuervorteilen oder Förderungen und in seltenen Fällen noch mit Hinweisen auf eine besondere Flexibilität. Von Risiken ist meist nur versteckt im Kleingedruckten der Prospekte die Rede. Dabei sind es vor allem die Risiken, denen man seine Aufmerksamkeit widmen sollte. Doch noch dramatischer ist die weit verbreitete Augenwischerei:
Zinsen – was bedeutet das eigentlich?
Zinsen sind Gebühren für die Bereitstellung bzw. Nutzung von Geld. Da Geld jedoch nichts anderes darstellt, als das Vertrauen darin, dieses gegen Waren und Dienstleistungen eintauschen zu können, sind Zinsen also nichts weiter, als Kosten für Vertrauen. Nun liegen die Zinsen zwar derzeit im Keller (mancherorts sogar unter der Kellerdecke) und sind nur bedingt gefragt. Doch betrachten wir uns dennoch einmal genau, wie Zinsen einzuordnen sind.
Geld gerät in Umlauf durch die Vergabe von Krediten, welche von den Geschäftsbanken ausgegeben werden. Reduzieren wir das Anschauungsmodel auf eine einzige Bank (die D-Bank) und zwei Bürger (Adam und Eva), so stellt sich ein eher besorgniserregendes Bild dar: Adam und Eva leihen sich von der D-Bank jeweils 1.000 Taler, welche die D-Bank von der zugehörigen Zentralbank/Regierung erhält. Selbst bei niedrigsten Zinsen müssen Adam und Eva jeweils 1.001 Taler zurückzahlen. Die Summe des herausgegebenen Geldes beträgt somit 2.000 Taler, die Summer der Schulden 2.002 Taler. Egal wie sehr sich Adam und Eve anstrengen – sie können unter diesen Voraussetzungen keinesfalls beide ihre Schulden tilgen. Bestenfalls einer von beiden – zu Lasten des anderen – wird die 1.001 Taler zusammenbringen. Dem jeweils anderen werden mindestens 2 Taler fehlen. Die gesamte Schuld kann nicht zurückgezahlt werden, einer von beiden muss also pleite gehen, damit dieses System funktioniert.
Wer aufgepasst und mitgedacht hat, der sieht noch zwei andere Optionen:
Einerseits könnte es sein, dass beide gleich gut wirtschaften und am Ende beide jeweils 1.000 Taler besitzen, somit beide ihre Schulden nicht zurückzahlen können und somit beide in den Bankrott schlittern.
Andererseits könnte aber auch einer von beiden sich einen weiteren Kredit nehmen. Technisch ist das kein Problem, da die Bank in der Regel die 2.000 Taler auf ihren Konten liegen hat und somit auf Basis dieses Geldes neue Kredite vergeben kann. Mit Hilfe dieses neuen Kredites könnten beide jeweils die 1.001 Taler zurückzahlen.
Allerdings erhöht sich dadurch der Schuldbetrag immer weiter. Und auch die Summe der Zinsen erhöht sich, obwohl diese aber nie als Geld vorhanden sind, denn es wurden bislang nur die anfänglichen 2.000 Taler in Umlauf gebracht – alles darüber hinaus ist imaginär und existiert nicht real. Und so lebt es sich für Adam und Eva viele Jahre unbeschwert, bis eines Tages einer von beiden keinen neuen Kredit mehr bekommt, deshalb die aufgelaufenen Zinsen nicht bezahlen kann und deshalb in die Insolvenz geht und alles verliert.
Egal von welcher Seite man es betrachtet – Zinsen gibt es nur auf Kosten anderer, sie sind nicht real, sondern nur ein gedankliches Hilfskonstrukt und der imaginäre Preis für etwas, dass selbst nur durch Vertrauen am Leben gehalten wird: Geld.
Doch zum Glück gibt es nicht nur Zinsprodukte, sondern auch Sachwertanlagen, genauer gesagt Fonds, mit welchen man an den vielseits beworbenen Wertsteigerungen mit Inflationsausgleich partizipieren kann.
Was aber hat es mit diesen Wertsteigerungen auf sich?
Fonds verbriefen Rechte an Sachen (Sachwerten). Für diese Sachwerte gibt es eine Nachfrage, durch welche letztlich der Preis bestimmt wird. Mit dem Kauf von Sachwertanlagen spekuliert man also darauf, dass man selbst etwas günstig kauft und später teurer verkaufen kann, denn nur aus dieser Differenz zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis resultiert der eigentliche Gewinn, den man vorgerechnet bekommt. Kaufen Sie heute eine Immobilien und realisieren Sie x% Wertsteigerung pro Jahr – so oder so ähnlich lauten die Prognosen.
Betrachten wir dies aber mal in Detail und blicken zurück auf Adam und Eva, dann stellt sich die Frage, wer denn später – wenn die beiden in Rente gehen – den höheren Preis bezahlen soll? Da kommen nur Adams und Evas Kinder in Frage, denn nur die sind dann auch in der Lage, einen Preis zu bezahlen (und jemanden anderes gibt es ja hier in diesem Modell auch gar nicht).
Die Kinder wiederum würden natürlich die Immobilien nur kaufen, wenn es jemanden gibt, der ihnen diese wieder mit Gewinn abkauft, was summa summarum wiederum deren Kinder, also Adams und Evas Enkel sein werden. Doch betrachten wir es nüchtern und über Generationen hinweg, dann ist und bleibt es ein und dieselbe Immobilie, die sich selbst nicht vermehrt und auch nicht nicht größer geworden ist, als sie es vorher war – sie ist immer nur teurer geworden, ohne dass sie sich selbst verändert hat.
Auch an diesem Beispiel wird sichtbar, dass es derartige Renditen nicht gibt. Sie sind nichts weiter als die aufgeblähten Zahlen des realitätsfremden Glaubens an einen vermögenderen Käufer und auf den Punkt gebracht nichts weiter, als eine andere Art Kredit auf Kosten unserer Kinder.
Und wo liegt da jetzt das Problem?
Kurz um – Zinsen und Renditen basieren allem voran auf Glauben und Hoffnung. Sie sind damit für die heutigen Generationen fast so etwas wie eine neue Religion geworden.
Was aber wird passieren, wenn unsere Kinder und Nachfolgegenerationen nicht mehr daran glauben wollen, sondern an etwas anderes? Zum Beispiel an Zusammenhalt und Unterstützung, an Leistungsfähigkeit und Schaffenskraft, an Bildung und Forschung, an Geben und Nehmen? Dann jedenfalls werden Zinsen und Renditen ihr wahres Gesicht zeigen und all jene blass aussehen lassen, die nur auf dieses eine Pferd gesetzt haben…
Wenn auch Sie ein ungutes Gefühl haben und wissen wollen, was Sie da eigentlich abgeschlossen haben, dann sollten sich am Besten von jemandem beraten lassen, der neutral und unabhängig ist und nicht von der Versicherungswirtschaft für den Abschluss oder die Betreuung eines Versicherungsvertrages bezahlt wird – nämlich bei den örtlichen Verbraucherzentralen, spezialisierten Rechtsanwälten oder einem der gerade einmal 337 in Deutschland zugelassenen Versicherungsberater (Stand 01.04.2019, DIHK). Einen Versicherungsberater in Ihrer Nähe finden Sie unter:
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