So in etwa scheint die landläufige Meinung zum Thema Geldanlage zu lauten. Und angesichts vieler Geschichten der letzten Jahre, ist eine solche Einstellung auch verständlich. Kaum jemand erinnert sich noch an den New-Market-Hype Ende der 90er und an eine Telekom-Aktie mit einem Wert von über 100 Euro im März 2000. Stattdessen lassen Worte wie World-Trade-Center, Lehman-Brothers oder Griechenland wohl jeden an schlechte Zeiten erinnern. Kein Wunder, dass Sicherheit zu einem der entscheidendsten Kriterien aufgestiegen ist, während die Zinserwartungen über die Jahre selbst den größten Optimisten mittlerweile bezwungen haben dürften.
Garantien sind also gesucht. Was versteht man eigentlich unter Garantie? Letzten Endes heißt es (bezogen auf eine Rentenversicherung), dass man brav seine Beiträge zahlt für die Zusage, zu einem bestimmten Zeitpunkt eine bestimmte Summe von dem jeweiligen Versicherer zu erhalten. Wenn unser Otto also von heute ab jeden Monat 100 Euro in einen Vertrag bei der Suspekta-Versicherung einzahlt, erhält er (im Versicherungsschein verbrieft) in 30 Jahren wahlweise garantiert mindestens 75.000 Euro einmalig oder 200 Euro lebenslange Rente ausgezahlt. Natürlich wirbt die Suspekta AG noch mit Überschüssen, aber die sind ja nicht garantiert.
Was bedeutet diese Garantie nun für unseren Otto? Ich persönlich stelle mir die Frage, was diese Garantie wirklich wert ist. Dem Otto wäre sie immerhin 100 Euro jeden Monat wert. Aber der Otto hat sich die zwei entscheidenden Fragen noch nicht gestellt:
1. Wer garantiert mir, dass die Suspekta AG in 30 Jahren überhaupt noch existiert und mir die 75.000 Euro zahlen kann?
und 2. Wie viel sind 75.000 Euro in 30 Jahren noch wert bzw. was kann ich mir dann dafür kaufen?
Eine Garantie ist immer nur so sicher, wie derjenige, der sie gibt. Man mag nun dagegen halten, dass die Arroganz AG mit guten 100 Mrd. Euro Umsatz und 5 Mrd. Euro Gewinn das sicherste Schiff im Versicherungshafen ist. Man muss aber auch bedenken, dass ihr amerikanisches Pendant mit über 100 Mrd. Umsatz am Markt stand und im Zuge der Immobilienkrise verstaatlicht worden ist. Mit der obigen Rentenversicherungsgarantie besitzt Otto also nichts weiter als einen Schuldschein, welcher in 30 Jahren eingelöst werden soll.
Aber selbst wenn sich Otto die Sicherheitsfrage positiv beantworten kann, weiß er immer noch nicht, was er sich von seinen Ersparnissen dann noch kaufen kann. Mittlerweile ist das Schlagwort sogar zu den hintersten Reihen vorgedrungen: Inflation. Und immer häufiger begegnen mir Beratungsunterlagen, in denen diese mit einkalkuliert wurde. Manchmal werden 2%, manchmal 3% hin und wieder aber auch mehr oder weniger unterstellt – je nachdem, ob man dem Kunden gerade vorrechnen will, wie toll der angebotene Vertrag ist oder wie viel er einzahlen muss. Aber auch das sind Milchmädchenrechnungen. Vor allem über eine Dauer von 30 Jahren. Niemand kann vorher sagen, wie hoch die Inflation sein wird, ja noch nicht einmal ob es auf Dauer überhaupt eine Inflation geben wird. Welcher Wert auch immer angesetzt wird – er ist schlicht und ergreifend falsch.
Damals, im Frühjahr 1990, kostete der Liter Diesel nicht mal eine Mark. Heute liegt er bei etwa 1,50 Euro. Wenn Otto also vor 23 Jahren eine Rentenversicherung abgeschlossen hat, welche ihm damals eine Auszahlung von 75.000 DM im Jahr 2020 garantierte, so hätte er also annehmen können, dass diese Summe ihm etwa 80.000 L Diesel an Kaufkraft verleiht. Heute, 23 Jahre später und noch 7 Jahre vor der Auszahlung dürfte Otto schon deutlich realisiert haben, dass seine Rechnung nicht aufgeht. Denn aus den verbrieften 75.000 DM sind mittlerweile 38.346,89 Euro geworden und er bekommt dafür gerade mal noch ca. 30.000 L Diesel, wenn er günstig einkauft.
Und die nächsten 7 Jahre werden noch weiter an diesem Ergebnis schrauben.
Niemand weiß, was die Zukunft bringt! Es kann also nicht das Cleverste sein, sich auf derartige Zusagen zu verlassen – das sollten die vorgenannten Beispiele verdeutlichen.
Es gibt nur eine Eigenschaft, die (wenn überhaupt) Sicherheit bieten kann: Flexibilität. Nur wer flexibel ist, kann auf Veränderungen reagieren. Und wer reagieren kann, ist für die Zukunft bestens ausgerichtet.
Daher mein Rat: Achten Sie bei Ihren Entscheidungen auf ihre Möglichkeiten. Prüfen Sie, ob und zu welchen Bedingungen sie Leistungen in Ihrem Vertrag ändern können. Und gehen Sie auch einmal davon aus, nach kurzer Zeit nicht nur den Tarif, sondern auch den Anbieter wechseln zu wollen. Drohen dabei erhebliche Verlust, sollten Sie genau abwägen, ob Sie einen solchen Vertrag zeichnen wollen.