Die Versicherungswirtschaft wird nicht müde, an allen Ecken und Kanten mit Lebens- und Rentenversicherungen zu werben: „Riester“, „Rürup“, bAV & Co. – alles ist so toll, glänzt so golden, sichert den Wohlstand im Alter und überhaupt ist die Welt rosarot.
Und die Wahrheit?
Mal ehrlich – Hand aufs Herz – haben Sie jemals jemanden sagen hören „Wao – ich hab meine Lebensversicherung ausgezahlt bekommen und das hat sich wirklich gelohnt!“? Ich jedenfalls noch nie. Aber ich bin auch kein Maßstab – bei mir landen ohnehin nur die Problemfälle auf dem Tisch. Und wenn ich mir anschaue, welche Verträge der Gesellschaften mit A, B, C… ich schon geprüft habe – kein einziger Vertrag, den ein Mandant zu mir mitgebracht hat, war überzeugend.
Die gefühlte Wahrheit ist also eher: durch die Bank alles Schrott – es gibt keine guten Verträge und auch keine hervorstechend guten Gesellschaften.
Aber – wie schon gesagt – es kommt ja niemand zu mir und bezahlt Geld dafür, um mir zu sagen, dass er zufrieden ist. Von daher gehe ich davon aus, dass es auch positive Beispiele geben wird (oder zumindest könnte).
Was ist es aber, das die geprüften Verträge so unrentabel macht?
Nummer 1 – ungeschlagen – die Abschlusskosten.
Wenn in den ersten Vertragsjahren bis zur Hälfte der Beiträge für Provisionen aufgewendet wird, müssten schon exorbitante Erträge erwirtschaftet werden, um dies sinnvoll auszugleichen. Da dies nicht der Fall ist, sind derartige Verträge mit üblichen Abschlusskosten viele Jahre lang (teilweise bis zu zwei Dritteln der geplanten Laufzeit) ein Verlustgeschäft.
Nummer 2 die laufenden Kosten.
Neben den Abschlusskosten fallen auch weitere Kosten an, nämlich für die Vertragsverwaltung, Vertragsbetreuung (also erneut Provisionen), Kapitalverwaltung, Risikokosten und meist völlig überdimensionierte Ratenzahlungszuschläge. Diese laufenden Kosten machen nicht selten zweistellige Prozentwerte aus, während die Erträge meist deutlich geringer sind. Auf gut deutsch – derartige Verträge kosten nominal mehr, als sie einbringen. Diese Kosten können ebenso nur durch Zinsen auf das Vertragsguthaben ausgeglichen werden, was natürlich einige Jahre vergangene Laufzeit voraussetzt, damit überhaupt nennenswerte Zinsen entstehen können. Nicht selten sind auch aufgrund dieser Kosten viele Verträge ein Verlustgeschäft.
Nummer 3 die mickrigen Erträge
Geworben wird gern mit einer Gesamtverzinsung der Kapitalanlagen von teilweise heute noch über 5%. Was am Ende bei den Versicherungsnehmern ankommt, ist jedoch deutlich weniger. Wenn heute noch Zinsen inkl. Überschüsse von mehr als 3% ausgeschüttet werden, liegt man damit schon über dem Durchschnitt und zählt als gut. Attraktiv ist das jedoch trotzdem nicht. Allein der Gedanken daran, dass hunderte, ach tausende Versicherungsnehmer vorher noch Garantiezinsen von über 3% vereinbart haben, lässt das Versicherungssparen als eine Art Pyramidensystem erscheinen: die Kunden von heute erwirtschaften die Renditen der Kunden von gestern.
Doch auch bei den Fondspolicen ist es kaum anders, zumindest bei denen mit vereinbarten Garantien. Denn wenn zum Vertragsende ein garantierter Wert vereinbart ist (und sei es nur die Summe der eingezahlten Beiträge), so muss allein dafür der Kostenbatzen reingearbeitet werden. Aufgrund der Kapitalanlagevorschriften darf mit den Geldern aber nicht spekuliert werden. Was bleibt dann anderes übrig, als die Gelder solange im Deckungsstock oder Garantiefonds anzulegen, bis die entsprechenden Werte gebildet sind. Erst dann jedenfalls sind Mittel verfügbar, die in freie Fonds angelegt werden können. Bis es überhaupt aber erst einmal dazu kommt, sind auch aus diesem Grund viele Verträge jahrelang ein Verlustgeschäft.
Kurz um – die schlechten Verträge scheitern also schon an den entscheidenden Kriterien und führen – anstatt zu dem erhofften Gewinn – zu einer bösen Überraschung und mittelfristigem Verlust.
Im Gegensatz zur landläufigen Meinung entsteht ein solcher Verlust nicht erst dann, wenn man den Vertrag kündigt, sondern wenn man ihn abschließt und seine Beiträge bezahlt. Es ergibt ebenso häufig keinen Sinn, einen schlechten Vertrag weiter zu besparen oder beitragsfrei stehen zu lassen, nur weil irgendwann in ferner Zukunft eine schwarze Null in Aussicht steht. In den meisten Fällen wird es die Kündigung mit anschließender Neuorientierung sein, die eine erste Chance auf Gewinnaussichten darstellt.
Wenn Sie jedoch eine attraktive Altersvorsorge über eine Versicherung aufbauen wollen, sollten Sie folgende Punkte beachten:
– keine oder bestenfalls geringe Abschlusskosten (laufende, ratierliche anstatt gezillmerte)
– geringe laufende Verwaltungskosten, dabei jährliche Zahlweise
– geringe vereinbarte Beiträge, dafür Optionen auf hohe Zuzahlungen
– angemessene Zuzahlung direkt zu Beginn
– keine oder nur geringe Garantien
– attraktive Verzinsung oder Fondsauswahl und
– eine hohe Flexibilität sowohl während der Laufzeit also auch im Rentenalter
Für den einen oder anderen könnte sich aber auch das reine Fondssparen (ohne Versicherungsmantel) lohnen. Die Kosten sind meist geringer. Ob am Ende das Steuerprivileg der Lebensversicherungen (nur die Hälfte anstatt alle Gewinne sind zu versteuern) den Kostenfaktor aufhebt, muss Fall für Fall geprüft werden. Auf lange Sicht (vor allem für das Alter) erscheint die Versicherungslösung sinnvoller, wenn die Kosten gering sind und der Steuervorteil groß genug auswallen wird.
Wenn auch Sie Ihre bestehenden Verträge überprüfen lassen möchten oder auf der Suche nach Alternativen sind, dann lassen Sie sich am Besten von jemandem beraten, der neutral und unabhängig ist und nicht für den Abschluss oder die Betreuung eines Versicherungsvertrages mit Provisionen vergütet wird, nämlich bei den Verbraucherzentralen, spezialisierten Rechtsanwälten oder einem der kaum mehr als 300 in Deutschland zugelassenen Versicherungsberater (aktuell 318, Stand 01.04.2017, DIHK).
Einen Versicherungsberater in Ihrer Nähe finden Sie unter: BVVB-Beratersuche