Versicherungsverträge versprechen eine Leistung bei bestimmten Ereignissen. Betrachtet man die Nebenkosten (Verwaltung, Vermittlungsgebühren, Gewinne und Steuern), so ist auch klar, dass Versicherungen stets teurer sind (und sein müssen), als das zugrunde liegende Risiko. (weiter nachzulesen hier: -> Link)
Betrachten wir einmal nur den Teil der Risikokosten – also jenen Teil der Prämie, welcher für Schäden aufgewendet wird – und versuchen, daraus den Wert der Versicherung abzuleiten, so bietet sich folgende Betrachtungsweise an:
Die in einem Versicherungsvertrag versicherten Schäden staffeln sich von häufigen zu seltenen Schäden auf der einen Seite sowie von Schäden mit hohen Kosten zu welchen mit niedrigen Kosten auf der anderen Seite. Grafisch dargestellt schaut dies in etwa so aus:
Die Kurve markiert die Summe aller Schäden und zeigt dabei an, welcher Eurobetrag aufzuwenden ist. Es gibt also viele Schäden mit geringen Kosten und nur sehr wenige Schäden mit hohen Kosten.
Die Summe aller Schadenszahlungen wäre dann dieser graue Bereich. Er spiegelt also jene Menge an Euro wider, welche der Versicherer für Schadenszahlungen aufwenden muss.
Nun lässt sich die Summe aller Schadenszahlungen in drei Bereiche aufteilen:
– der Kleinschadenbereich (blau)
– der mittlere Bereich der Schadenszahlungen (grau) und
– die Schadensspitzen (rot)
Und wir unterstellen einmal, dass jeder dieser drei Bereiche ca. ein Drittel der Schadenszahlungen ausmacht.
Wenn also ein Versicherer alle Schäden bezahlt – große, kleine, häufige und seltene, dann muss er so viel Beitrag als Risikoanteil berechnen, wie alle drei Bereiche zusammen.
Möchte ein Versicherer günstiger anbieten können, muss er auf einen der Bereiche verzichten. Der Grundbereich ist vertragsimmanent und somit unverzichtbar.
Erwägt der Versicherer,(um Kosten und damit Beiträge zu sparen) den blauen Bereich nicht abzudecken, dann entspricht das dem, was im Allgemeinen als Selbstbehalt bekannt ist – also der Teil eines jeden Schadens, den der Versicherungsnehmer selbst trägt.
Möchte der Versicherer auf den roten Bereich verzichten, so handelt es sich dabei um sogenannte Risikobegrenzungen – also jene Textpassagen in den Bedingungen, nach welchen der Versicherer nur bis zu einer bestimmten Summe (Entschädigungsgrenze) zahlt.
Und nun stellen Sie sich einmal die Frage, auf welchen Teil Sie am ehesten verzichten wollen, wenn Sie Geld bei Ihren Versicherungsbeiträgen einsparen möchten – die häufiger vorkommenden Kleinschäden oder den extrem selten vorkommenden Großschaden? Ersterer tut vielleicht ein bisschen weh, kostet Sie aber lediglich ein paar Euro. Letzterer würde Sie vermutlich finanziell ruinieren.
Wenn Ihnen also ein Versicherungsvertrag angeboten wird oder Sie einen solchen abgeschlossen haben, welcher deutlich günstiger ist als die anderen, dann könnte dies auch daran liegen, dass im Kleingedruckten vereinbart ist, dass Sie im Ernstfall – also wenn es richtig kracht und Sie den Versicherungsvertrag am dringendsten brauchen – leer ausgehen, weil dieser Bereich ausgeschlossen ist. Und lassen Sie sich bloß nicht dadurch täuschen, dass der gute Vertreter bisher jeden Schaden problemlos mit einem Scheck an Ort und Stelle reguliert hat – das war dann sicherlich immer nur der blaue Bereich, für den Sie den Großteil Ihrer Prämie zahlen.
Wenn Sie wissen wollen, was genau in Ihrem Vertrag versichert ist, dann müssen Sie sich mit den Vertragsbedingungen befassen und diese lesen. Oder sie lassen ihn von jemandem überprüfen – am Besten von jemandem, der neutral und unabhängig ist und nicht am Abschluss oder der Betreuung eines Versicherungsvertrages verdient, nämlich bei den Verbraucherzentralen, spezialisierten Rechtsanwälten oder einem der weniger als 300 in Deutschland zugelassenen Versicherungsberater (aktuell 293, Stand 01.04.2016, DIHK).
Einen Versicherungsberater in Ihrer Nähe finden Sie unter: BVVB-Beratersuche
Mein Rat an Sie:
Packen Sie die Sache noch HEUTE an und nicht später, denn bereits morgen könnte es sein, dass Ihnen der rote Bereich nicht nur den bevorstehenden Sommerurlaub ruiniert, sondern finanziell das Genick bricht!